Polizei "blitzt" aus der Luft

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Abstandskontrolle auf der Autobahn jetzt auch mittels Drohnen

Magdeburg/Irxleben.

Sachsen-Anhalts Polizei „blitzt“ jetzt auch aus der Luft. Dabei geht es nicht in erster Linie um die Geschwindigkeit. Mit Hilfe so genannter „unbemannter Luftfahrtsysteme“, im allgemeinen auch „Drohne“ genannt, werden Abstandsverstöße auf der Autobahn erfasst. Landesinnenministerin Tamara Zieschang (CDU) informierte sich bei einem groß angelegten LKW-Kontrolleinsatz an der A2 über das neue Verfahren.

Abstandsverstöße seien eine der Hauptunfallursachen auf der Autobahn, berichtet Frank-Michael Müller vom Autobahnpolizeirevier „Börde“. Endsprechend hätten die mobilen Ordnungshüter ein strenges Auge auf die Einhaltung der Vorschriften. Bisher erfolgten Kontrollen über Videoerfassung von Brücken aus. Der Hauptvorteil, den Drohnen dazu bieten: Diese sind für die Fahrzeugführer nicht wahrnehmbar. Sie können sich so nicht gegenseitig vor der Kontrollstelle warnen. Außerdem ist der Einsatz flexibler, der Umzug an einen neuen Standort in wenigen Minuten möglich.

Das Fluggerät schwebt in 120 Metern Höhe neben der Strecke und erfasst mit einer hochauflösenden Kamera den fließenden Verkehr. Abseits davon beobachtet ein speziell geschulter Beamter im Führungsfahrzeug das Geschehen. Stellt er anhand der Markierungen auf der Fahrbahn einen Abstandsverstoß fest, wird das Vergehen dokumentiert. Ein so genanntes Lotsenfahrzeug auf der Strecke „winkt“ das betreffende Fahrzeug heraus. An einer Kontrollstelle werden die Daten des Fahrers erfasst. Der bekommt dann ein entsprechendes Schreiben der Bußgeldstelle.

Bisher werden mit dem Verfahren nur einfache Abstandsverstöße geahndet. Es kann erfasst werden, ob jemand mit mehr als 100 Kilometern Geschwindigkeit weniger als den geforderten Mindestabstand von 50 Metern einhält. Zentimetergenaue Abstandsmessung im Verhältnis zur gefahrenen Geschwindigkeit sind weiterhin nur mit dem herkömmlichen Videosystem möglich. Obwohl zunächst vor allem LKW im Fokus der Ordnungshüter sind, dürfen sich PKW-Fahrer nicht sicher fühlen. Die Drohnenmessung ist für alle Fahrzeugtypen anwendbar, warnt Müller.

Insgesamt verfügt Sachsen-Anhalts Polizei über 28 Drohnen, fünf davon für die Verkehrsüberwachung. Sie kommen in verschiedenen Anwendungsgebieten, wie der Tatortarbeit, bei der Personensuche oder der Unfallerfassung zum Einsatz und ersetzen häufig einen teuren Hubschrauberflug. Gerade bei schweren Verkehrsunfällen sei es wichtig, das Unfallgeschehen beweissicher zu rekonstruieren und ein objektives Spurenbild zu erstellen, sagt Zieschang. Die Abstandskontrolle ist noch Neuland. „Diese Technik ist eine sinnvolle Investition in die Erhöhung der Verkehrssicherheit“, ist sich die Ministerin sicher.

Apropos Investitionen: Rund 32.000 Euro kostet ein solches Fluggerät, nebst Kameratechnik und Software, wie es bei dieser Kontrolle genutzt wurde. Der Einsatz ist bei unterschiedlichen Witterungsbedingungen und dank Infrarottechnik, grundsätzlich auch nachts möglich. Ausgerechnet bei schönem Wetter kommt die moderne Technik aber an ihre Grenzen. Wegen elektrischer Aufladung der Atmosphäre konnte das Vorführgerät an diesem Tag nur kurz aufsteigen. Grund waren Eruptionen auf unserem Stern und dadurch verursachte Sonnenwinde.

Von Christian Wohlt

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