„Ich habe nur mein Bein verloren, nicht mein Leben.“

Marcel Michitsch vor seinem Motorrad. Foto: Peter Teichmann

Marcel Michitsch ist Enduro-Fahrer und gibt im Gelände so richtig Gas – ganz ohne Limits. Wenn er auf dem Motorrad sitzt, schaltet der 35-Jährige ab, vergisst den Alltag und widmet sich ganz seinem Lieblingssport. Dass er dabei unter seiner Schutzkleidung eine Unterschenkel-Prothese trägt, spielt keine Rolle – weder im Gelände noch beim Freizeit-Fahren oder im Wettkampf.

Marcel Michitsch ist mit einem verkürzen Bein zur Welt gekommen. Im Alter von fünf Jahren wurde es ihm zum ersten Mal verlängert. Nachdem er ausgewachsen war, das zweite Mal. „Eigentlich fand ich es im Krankenhaus immer ganz cool. Ich wollte sogar Medizin studieren, denn meine Ärzte haben mir damals die Angst genommen und mir versprochen, dass es mir bald besser gehen wird“, erzählt der 35-Jährige. So war es schließlich auch. Nach einer langen Reha konnte er wieder ganz ohne Einschränkungen Sport treiben.

Durch seinen Vater kam der Gifhorner zu seiner Leidenschaft für schnelle Zweiräder. Das erste, eine Simson, wurde leider verkauft. Trotzdem konnte ihn niemand bremsen, weiterzufahren, und er lieh sich ab und an ein Motorrad von Freunden – mit verheerenden Folgen. Kurz nach den Abiturprüfungen - mit nur 19 Jahren - verunglückte er schwer auf einer Landstraße. Lag sogar einige Tage im Koma. Bei dem Sturz verletzte sich Michitsch so schwer am ohnehin schon angeschlagenen Bein, dass schlussendlich der Unterschenkel amputiert werden musste.

„Natürlich war das ein Schock für mich, aber ich wusste, dass Aufgeben keine Option ist. Nach einigen Jahren mit Abstand zum Motorrad war die Motivation wieder da und er kaufte sich von seinem ersten Gehalt eine KTM. Doch um wieder fahren zu können, galt es, eine weitere Hürde zu nehmen - die Fahreignungsprüfung. „Zwar musste ich mich umgewöhnen und üben, aber das hat schnell geklappt.“ Der Motorsportler fährt inzwischen fast ausschließlich mit einer Enduro im Gelände. „Ich bin halt lieber im Dreck unterwegs als auf der Straße.“

Was versteht man unter einem Enduro-Bike?

Unter einem Enduro-Bike versteht man ein Motorrad, das geländegeeignet ist, aber auch eine Straßenzulassung hat. Trotz seiner Prothese muss Michitsch sein Motorrad nicht aufwändig umbauen, er kuppelt und bremst am Lenker, sein rechtes Bein kann entspannt auf der rechten Fußraste stehen bleiben. Es sind keine Sonderanfertigungen notwendig, nur eine spezielle Kupplung. Seine Fahrerlizenz hat er beim ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt.

So einige Pokale schmücken das Zuhause von Marcel Michitsch. Das ist ihm aber noch lange nicht genug: „Ein erster Platz sollte auf jeden Fall nochmal drin sein!“

Der unermüdliche Wille, weiterzumachen

Marcel Michitsch ist mit seinen Rennfahr-Ambitionen noch nicht am Ende angekommen. „Mich inspiriert es, zu sehen, wie Fahrer:innen unterschiedlichster Altersklassen an den Rennen teilnehmen und nicht ans Aufhören denken.“ Solange er fahren kann und sein Bein es zulässt, wird er weitermachen. Auch seine Kinder hat er schon mit seiner Leidenschaft angesteckt – beide sind ebenfalls im Motorsport aktiv.

Diversität im ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt

Marcel Michitsch beweist, dass Motorsport auch mit einem Handicap möglich ist. Der ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt steht für Vielfalt. Diversity war und ist auch heute noch immer ein wesentlicher Bestandteil der Regionalclub-Geschichte. Rund 1,2 Millionen ganz unterschiedliche Mitglieder, zahlreiche Produkte und Leistungen: Der ADAC ist bunt und vielfältig – genau wie die Gesellschaft es auch ist. Es ist egal, woher man kommt, welches Geschlecht bzw. geschlechtliche Identität man hat, ob man eine Behinderung hat, woran man glaubt, wie alt man ist oder welche sexuelle Orientierung man hat – jeder Mensch ist unterschiedlich und das erkennt er zweifelsfrei an. Diese Haltung leben auch unsere Ortsclubs vor: ob inklusiver Verein, Frauen im Motorsport oder Senioren-Altersklassen.

 

 

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